Bei hohen Temperaturen spielen deutsche Weine ihre Trümpfe aus. Oder kennen Sie einen erfrischenderen Weingenuss als Rivaner, Silvaner, Riesling und Co.? Der Sommer hält sich, so scheint es, immer seltener an den traditionellen Kalender. Die Terrassen hatten in diesem Jahr schon im April geöffnet und der eine oder andere Händler hatte sein Schild mit dem Hinweis „Sommerwein“ nicht rechtzeitig parat. Aber keine Sorge, schon im Frühjahr sind die ersten erfrischenden Tropfen des jungen Jahrgangs ja bereits abgefüllt.
Sommerwein – frisch, fruchtig, elegant …
Was sind eigentlich „Sommerweine“? Eine deutsche Spezialität, denn anderswo findet man diese Bezeichnung so gut wie nicht. Leichte Weißweine mit viel frischer Säure und wenig Alkohol waren und sind eine Besonderheit der deutschen Winzer. Ein Rivaner-Jungwein oder ein klassischer Riesling-Kabinett-Typ mit seinen elf Volumenprozent eignet sich wie kein anderer für den Genuss an heißen Tagen. „Alkohol ist im Sommer weniger gefragt als Frische, Fruchtigkeit und Eleganz, und das sind gerade die Stärken der deutschen Weißweine“, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Mainz.
Die Vielfalt aus den dreizehn deutschen Anbaugebieten macht die Auswahl zum Vergnügen – denn schließlich sind die Anlässe, die der Sommer so bringt, ja ebenso vielseitig. Einfach im Liegestuhl auf dem Balkon oder unter dem Sonnenschirm im Garten relaxen, vielleicht nach der Gartenarbeit oder dem Tischtennismatch? Dazu passt ein kühler Rivaner mit den zarten Aromen von Apfel und Zitrusfrucht am besten. Zu leichten Salaten und Frischkäse mit Kräutern und knusprigem Baguette auf der Terrasse ist ein frischer Silvaner mit harmonischer Säure der richtige Partner.
Prickelnde, duftige Aperitif-Spezialitäten
Die begrüßen Gäste mit kleinen Naschereien zum abendlichen Gartenfest? Warum nicht dazu einen trockenen Muskateller oder eine Scheurebe mit zart aromatischen, animierenden Duftnoten von Rosenblüten und tropischen Früchten wie Ananas und Johannisbeeren anbieten? Ideale Aperitifs sind das. Es sei denn, Sie haben es lieber prickelnd. Dann wäre ein fruchtiger Perlwein, auch „Secco“ genannt, das Richtige.
Diese deutschen Prickler sind schwer in Mode gekommen – und sie sehen mit ihren oft witzigen, peppigen Etiketten immer gut aus. Sie beleben übrigens auch auf das Schönste den Brunch mit Freunden am Sonntagmorgen. Mittlerweile haben fast alle Weingüter diese trendigen Seccos im Programm.
Deftigere Genüsse, wie sie in jeder Straußwirtschaft zu finden sind, munden besonders zu kräftigeren, aber dennoch im Alkohol leichten Weinen wie Riesling oder Weißburgunder. Zu den typischen Bistro-Gerichten und würzigen Tapas kommen auch Cuvées, also Mischungen aus mehreren Sorten, bestens zur Geltung, etwa Riesling mit Chardonnay. Oder Sie wählen einen leichten deutschen Grauburgunder, der neuerdings ja auch seinen italienischen Namen tragen darf: Pinot Grigio! Vergessen Sie auch nicht die hervorragenden deutschen Roséweine, die, gut gekühlt, die nötige Frische und Substanz mitbringen.
Die roten Favoriten für den Grillabend
Und darf man dann im Sommer keinen Rotwein trinken? Aber doch: „Gerade deutsche Rotweine eignen sich auch gut für den Genuss bei sommerlichen Temperaturen“, sagt Ernst Büscher vom DWI. Denn sie haben eine lebendige Säure bei viel Frucht und wenig Tannine (Gerbstoffe). Trollinger und Portugieser, St. Laurent und fruchtbetonte Spätburgunder heißen die saftigen Favoriten zu Sommerfest und Grillabend. Am besten schmecken sie leicht kühl, so um 15 bis 16 Grad Celsius.
Die Devise „Nur nicht zu warm“ gilt für jeden sommerlichen Weingenuss, daher sollten Kühler und Kühltaschen immer griffbereit stehen. Und noch ein Tipp: Wer Durst hat, sollte Wasser trinken – der Wein ist fürs Genießen da. Sorgen Sie daher bei hohen Temperaturen immer für ausreichende Wasservorräte.
Apropos Wasser: In den Anbaugebieten ist eine hervorragende Erfrischung beliebt, die Weinschorle. Dieses Gemisch aus je einem Teil Weißwein – am besten trockener Riesling – und Mineralwasser ist der ideale Kompromiss für alle, die zugleich Durst und Lust auf Wein haben – aber nur ein einziges Glas.
Der ideale Sommerwein …
… ist frisch: Junge Weine haben oft spritzige Kohlensäure gespeichert. Sorten wir Riesling haben knackige Säure, die am Zitrusfrüchte erinnert.
… schmeckt zart und fruchtig: Aromen von Äpfeln, Birnen, Grapefruit, Pfirsich und Baby-Ananas oder auch Eisbonbons.
… ist leicht im Alkohol: Bei Weißweinen sollten es unter 12 Volumenprozent sein (typisch: Qualitätsstufe Kabinett), Rotweine sollten unter 13 Volumenprozent liegen. Wussten Sie, dass man solche elegante Weine gerne als „schlank“ bezeichnet?
… ist nicht zu süß: Die Geschmacksstufen trocken, Classic oder halbtrocken beleben den Gaumen … macht Lust aufs nächste Glas: Denn belebender Geschmack zählt.
… wird gekühlt genossen: Weißweine und Rosés 7 bis 9 Grad Celsius, leichte Rotweine 12 bis 15 Grad Celsius, Perlweine 5 bis 7 Grad Celsius.
… macht alles mit: Den Sommer einfach genießen, ohne sich allzu viele Gedanken um Terroir-Nuancen und Weinphilosophie zu machen!
Empfehlenswerte Sommer-Sorten: Rivaner (Müller-Thurgau), Silvaner, Riesling, Scheurebe, Muskateller, Grauburgunder sowie Cuvées (ohne Barrique); Rosé: Portugieser oder Spätburgunder Weißherbst, Rotling; Rotweine: Trollinger, Portugieser, St. Laurent, Spätburgunder.
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