Im Monatsrhythmus gastieren die besten Köche der Welt im Restaurant “Ikarus“ im Hangar-7 am Salzburg Airport und präsentieren in enger Zusammenarbeit mit „Ikarus“-Patron Eckart Witzigmann, Küchenchef Roland Trettl und Hangar-7 Manager Manuel Lechner ihre besten Kreationen. Im Juni 2008 kann man die Speisen von Horst Petermann kennenlernen, der seine „Kunststuben“ in Küsnacht (Schweiz) betreibt. Hier die Pressemitteilung von Hangar 7.
Horst Petermann: Freigeist alter Schule
Das höchste Ziel der Alchemie war es, den Stein der Weisen zu fi nden. Der sollte Metalle allesamt zu Gold verwandeln. Die Veredelung ist auch das Fachgebiet von Horst Petermann, wobei für ihn das Ziel lautet, den „Stern der Weisen“ zu finden: den dritten Michelin- Stern. Eine Auszeichnung, die nur den wirklich außergewöhnlichen Köchen verliehen wird. „Und wenn sie ihn mir erst im Altersheim geben“, diese Aussage von Petermann lässt keinen Zweifel an der Verwirklichung seiner Absicht.
Dabei könnte man angesichts seines gewaltigen Lebenswerks denken, dass Petermann es auch gemächlicher angehen könnte. Immerhin gehört er seit 18 Jahren der exklusiven Riege der 19 Gault-Millau- Punkte-Köche an und beweist sich Jahr für Jahr aufs Neue. Aber mit Auszeichnungen ist es nun mal wie mit den Zutaten: Am besten sind sie frisch. Und so sucht und praktiziert der Wahlschweizer weiterhin die Perfektion in der Küche.
Petermann ist ein Meister der innovativ-klassischen Cuisine mit mediterranen Einflüssen. Als solcher hat es ihm noch nie gereicht, allein den französischen Maitres nachzueifern. Längst ist er ihnen ebenbürtig, trägt er doch als einziger Schweizer neben Philippe Rochat den fast nur Franzosen vorbehaltenen Titel als „Membre de la Haute Cuisine de France“. Seine Kreationen trugen schon früh seine ganz eigene Handschrift und zeichneten sich durch Kontinuität aus. Nur so entsteht Substanz, entsteht ein Name, der zum Programm wird. Wie der von Petermann’s Restaurant Kunstuben, das er und seine Frau Iris vor fast 25 Jahren am Zürichsee eröffnet haben und das mittlerweile zu den feinsten Adressen Europas weltweit zählt.
Im kleinen Küsnachter «Küchen-Labor» erwacht Tag für Tag die königliche Kunst zum Leben, wenn Petermann und sein Team experimentieren, tüfteln, verfeinern und veredeln. Diese kreative Betriebsamkeit steht der wohltuenden Klarheit der Gerichte gegenüber, deren Zutaten perfekt aufeinander abgestimmt sind.
Wer anderen Genüsse bereitet, muss selbst ein vollendeter Genießer sein. Das sind für Horst Petermann der Duft der Wildrosen in seinem Garten, auf dem Lago Maggiore zu gondeln, Camus, Hesse und Cocteau lesen und einfach relaxen. So erholt er sich von Großereignissen wie dem Swiss Economic Forum (SEF), bei dem er 2004 1.200 Gäste bekochte, darunter Al Gore. In den USA hat es sich ebenfalls herumgesprochen, dass Horst Petermann ein herausragender Koch ist. Der Zagat, der wichtigste Hotelführer der USA, erwähnt ihn bereits als „Number ONE in Europe“. 1996 bereits überreichte ihm Monsieur Christian Millau persönlich den begehrten Clé d’Or Bricard in Küsnacht. Es folgten unzählige weitere Auszeichnungen, wie z. B. Deutschlands „Schlemmer Atlas der Gastronomie Ausgabe“, der Horst Petermann 2005 und 2006 als einen der Spitzenköche des Jahres ehrte. Dass der Guide Michelin ihm den dritten Stern verleiht, ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Horst Petermann jedenfalls hat Geduld –das nötige Können sowieso.
Roland Trettl, Horst Petermann
Seine Küche steckt voller Kultur: Horst Petermann kocht klassisch, aber das mit atemraubender Perfektion. Ein Muss für den „Hangar-7“.
Aufgezeichnet von Christoph Schulte • Fotos: Red Bull Photofiles/Jürg Waldmeier
Warum Horst Petermann? Warum einen Koch in den „Hangar-7“ einladen, der in der konservativen Schweiz seit über 25 Jahren an der klassischen Küche festhält? Ich könnte das leichthin beantworten: Die Schweiz sei sowieso mal wieder dran. Im Monat Juni, wenn sie zusammen mit Österreich die Fußball-Europameisterschaft ausrichtet, sowieso. Und ernsthaft: Am 64-jährigen Horst Petermann von den Küsnachter „Kunststuben“ komme ich nicht vorbei.
ch stehe bei Horst Petermann in der Wohnung, der gebürtige Hamburger will mir etwas erklären und öffnet dafür einen Schrank, und plötzlich wird der Trettl ganz leise. Ich bin ja ein Mode-Freak. Aber wenn mir dann einer seinen Schuhschrank zeigt, mit rund 150 Modellen der ausgefallensten Art, alle säuberlich auf Holzspanner gezogen, dann wird es spannend. Ganz offensichtlich: Wenn Horst Petermann etwas macht, dann richtig. So auch in seinem Privatleben: fest und liebevoll verheiratet mit Gattin Iris. Und ebenso fest und liebevoll liiert mit Freund Rico. Iris leitet den Service in den „Kunststuben“, Rico ist dort Sous-Chef. Das funktioniert, selbst unter dem gnadenlosen Stress eines absoluten Spitzenrestaurants.
Wenn mich etwas beeindruckt, dann sind es Freigeister, deren Diskrepanzen, ihre Brüche. Horst Petermann kocht seit Jahrzehnten traditionell und strikt klassisch. Aber nicht, weil er das als einzig wahre Küche versteht, sondern weil er halt so kocht. Und dafür entschuldigt er sich fast. Horst Petermann ist so bescheiden in seinem Auftreten, dass er ursprünglich gar nicht zum „Hangar-7“ kommen wollte. „Dafür bin ich doch der Falsche. Ich bin doch viel zu sehr stehen geblieben.“
Stehen geblieben ist Petermann bei zwei Sternen (seit 1984) und bei satten 19 Gault-Millau-Punkten (seit 1989). Dieser Koch war schon zu meinen Lehrzeiten ein Gigant. Bis heute gibt es kaum jemanden, der das klassische Repertoire so beherrscht.
Kommen Petermanns Teller aus der Küche, sieht man nichts Überraschendes. Beispiel: die soufflierten Zucchiniblüten mit Kaisergranat auf einer Orangenvinaigrette. Doch sobald Gabel oder Löffel in den Mund eintauchen, setzt es Explosionen. Da geht jemand bis an die Grenzen des Geschmacks, jedes Mal. Mit dieser Intensität können das nur ganz Große. In solchen Momenten kann mir alle Avantgarde bis hin zum molekularsten Gedöns locker gestohlen bleiben. Risotto mit Zitronen-Confit und grillierten Jakobsmuscheln, Kalbsbries-Grenadin in der Mandelkruste auf Artischockenböden mit getrüffelten Kartoffeln, Brioche-Flan mit weißem Pfirsich, all diese Gerichte sind Abbilder ihres Schöpfers: konservativ gediegen und sehr, sehr stilvoll, mit einer schier ungeheuren Wucht hinter der Kulisse. Horst Petermann gehört als Koch wie als Mensch zu den beeindruckendsten Persönlichkeiten, die ich je kennenlernte.
Der Mann kann stundenlang erzählen und dabei jeden in seinen Bann ziehen. Wie er, der eigentlich Kaufmann werden wollte, von seinem Vater buchstäblich in den Kochberuf geprügelt wurde. Wie er jahrelang gegen den übermächtigen Vater mit einem fast krankhaften Perfektionsstreben anarbeitete. Und wie er, erst ganz langsam, dann aber immer entschlossener, seinen ganz eigenen Lebens- und Arbeitsstil fand.
Wer mit 64 Jahren Tag für Tag in einer viel zu kleinen Küche steht und an einer gerade mal zwei Quadratmeter großen Arbeitsstelle sowohl den Saucier als auch den Poissonier gibt, der konnte und kann entweder nicht anders oder der will nicht anders. Wer Petermanns privaten Rahmen kennt, seine hoch-karätige Kunstsammlung, seine diversen Wohnsitze, der erkennt schnell: Horst Petermann ist glücklich mit genau dem, was er macht und wie er es macht.
Noch ein Wort zu der kleinen Gemeinde Küsnacht. Sie liegt an der sogenannten Goldküste am unteren rechten Zürichseeufer im schweizerischen Kanton Zürich. Ganz klar, dass der freigeistige Traditionalist Petermann seiner Wahlheimat im „Hangar-7“-Menü in aller Bescheidenheit Reverenz erweisen wird. Natürlich mit einem Zürcher Geschnetzelten.
Anzeige: