The New York Steakpedition Diaries III

Der folgende Bericht stammt von Christian Mook, einem Gastronomen aus Frankfurt, der dort zwei Steakrestaurants (M-Steakhouse und Surf & Turf) betreibt sowie den Ivory Club, ein exklusives, asiatisch-indisch angelehntes Restaurant. Sobald es sein knappes Zeitbudget zulässt, begibt sich Mook auf kulinarische Forschungsreisen nach England vor allem aber in die USA. Zuletzt war er in New York und hatte dort Gelegenheit, ein paar der besten Restaurants der Stadt zu besuchen. Hier sein Bericht.

The New York Steakpedition Diaries III

Per Se (Day)

High Noon – wir sitzen im Per Se, löffeln rohes Kalbsgehirn und picken Carpaccio von der Hasenniere. Wir denken etwas wehmütig an unseren letzten Besuch und die köstlichen 48 Stunden lang bei Niedertemperatur gegarten Wagyu-Short Ribs. Noch etwas hungrig und 1000 Dollar später beschließen wir, noch einen kleinen Snack bei POP Burger zu nehmen.

Roberts Steakhouse (Night)

Das Roberts Steakhouse befindet sich auf der Galerie des Penthouse Executive Clubs (genau, das Herrenmagazin). Hier oben hat man einen sehr guten Blick auf die sich an Stangen windenden Damen. Wir als verheiratete Männer sind selbstverständlich zutiefst schockiert. Wir richten unseren Blick auf die Speisekarte und bestellen das vom Kellner wärmstens empfohlene Porterhouse Steak. Wow, wir sind begeistert. Das Steak ist eine echte Sensation. Die Kruste hat die Konsistenz eines röschen Pringels – kross und parfümiert mit Noten von betörender Zedernholzkohle und der Süße karamellisierter Monosaccharide. Der Körper ist förmlich durchtränkt mit Liposom-Clustern und geht mit den rassigen Bitterstoffen der Kruste eine geradezu symbiotische Allianz ein.

Bistro Modern (Day)

Lunchtime at Daniel Bouluds „Bistro Modern“. Wir bestellen als Vorspeise Oysters and Pearls (Wachteln und Schnecken) – absolut köstlich und Soup du jour (Kürbissuppe) – interessant. Als Hauptspeise ordern wir natürlich 2-mal den mit Foie gras, Short Ribs und Trüffel gefüllten original DB Burger und ein Hanger Steak. Über das Steak sprechen wir an dieser Stelle lieber nicht, die Burger sind aber wirklich ein Hammer und finden sicherlich einen hohen Platz in meiner persönlichen Burger Hall of Fame.

Kobe Club (Night)

Kobe Club. Wir sitzen unter Hunderten von gefährlich blitzenden, an der Decke hängenden Samurai-Schwertern, was übrigens der Faszination eines Fugu-Essens wohl recht nahekommt. Die Atmosphäre ist wirklich sehr gelungen. Auf der Speisekarte befinden sich alle gängigen Cuts in drei Preisstufen: American Wagyu, Australien Wagyu und Japanese Kobe Wagyu. Ich entscheide mich für den Emperor’s Flight, einen Mixgrill bestehend aus: japanischem Rib Eye, japanischem Filet und japanischem Sirloin. Der Preis von 400 $ plus 20 % Tip plus Steuern ist zwar auf den ersten Blick kein Schnäppchen, reflektiert aber die Qualität der Steaks. Meine Meinung bezüglich australischem und amerikanischem Wagyu ist ja hinlänglich bekannt. Echtes japanisches Tajima Kobe ist da eine ganz andere Hausnummer. Wie Bills Hattori Hanzo gleitet mein Steakmesser durch das buttrige Fleisch. Ich lege mir das erste Stück auf die Zunge und lasse es wie eine warme Nugatflocke auf den Papillen zergehen. Kobe steht in keiner Weise mit einem amerikanischen Prime Steak geschmacklich im Pitch, es ist schlichtweg etwas völlig anderes. Was allerdings die Zartheit betrifft, ist japanisches Kobe absolut unschlagbar und von der Konsistenz eher vergleichbar mit zimmerwarmer Butter oder Foie gras. Kobe ist sicherlich nicht etwas für jeden Tag, der echte „Carnivore Connaisseur“ sollte sich dieses Vergnügen beim nächsten New-York-Urlaub aber auf keinen Fall entgehen lassen.

Primehouse (Day)

Wir blicken fasziniert durch die Scheibe der in Indigo schimmernden Himalajasalz-Saline, in der das neu eröffnete Primehouse seine Steaks reifen lässt. Die Steaks sind hervorragend, das Himalajasalz können wir aber leider nicht wirklich herausschmecken. Wer auf hippe durchgestylte Steakhäuser wie BLT Prime, STK, Dylan Prime oder Craftsteakhouse steht, kommt beim Primehouse sicherlich auch voll auf seine Kosten; was mich betrifft, bevorzuge ich weiterhin Steakhäuser, die sich auch wie Steakhäuser anfühlen.

Quality Meats (Night)

Das neue Steakhaus der Smith-&-Wollensky-Macher ist wirklich etwas Neues. Die Atmosphäre ist einem Schlachthaus im Meatpacking District der vorletzten Jahrhundertwende nachempfunden. Das Licht ist atmosphärisch dunkel. Die rustikalen Backsteinmauern sind weiß getüncht und an der Decke hängen Lüster aus Schlachterhaken. Die Steaks haben die gewohnte Smith-&-Wollensky-Qualität. Besonders zu empfehlen ist das „Double Cut Rib Eye Steak“.
BRGR-Burger (Day)

BRGR-Burger hat mit Junkfood ungefähr genauso viel zu tun wie das Spiegelei meiner Mutter mit dem Chorizo poached Egg von Mad Scientist Wylie Dufresne. Hier tanzen keine Subzero-TK-Scheiben minutenlang auf glühendem Stahl. Die Burger werden frisch durchgelassen und wahlweise auf der Griddleplatte oder dem Lavasteingrill à point gegrillt. Hier gibt es auch keine Convenience-Käse-Scheibletten, sondern der Vermont Blue, Chèvre oder Cheddar wird frisch gerieben und anschließend mithilfe kleiner übergestülpter Glochen ins saftige Burger Patty förmlich eingeschmolzen.

Benjamin Steakhouse (Night)

Was soll ich sagen? Benjamin ist nun der x-te Luger-Klon. Alles wie gehabt. Meine Empfehlung ist, wenn schon Klon, dann Blair-Perrone Steakhouse oder Wolfgang Steakhouse. Meine Meinung über Spin-offs hat sich, wie ihr euch ja denken könnt, in der letzten Zeit dramatisch verändert.

COMING SOON: Im Februar – Steakpedition Diaries IV aus Florida

CHRISTIAN`S BURGER HALL OF FAME

Farmerhouse Burger (Santa Monica)
BRGR Burger (New York)
Bistro Modern (New York)
Atelier Joel Robuchon (Las Vegas/New York)
The Spotted Pig (New York)
In `n` Out Burger (Chain)
Better Burger (New York)
Shake Shack (New York)

CHRISTIAN´S NY TOP TEN STEAKHOUSES

Steak Atmosphäre
1. Bobby Vans Capital Grille
2. Robert`s Del Frisco
3. Peter Luger Kobe Club
4. Kobe Club Quality Meats
6. Wolfgang`s Smith & Wollensky
7. Blair & Perrone Gallagher`s
8. Mark Joseph`s Don Shula`s
9. Ben & Jack Uncle Jack`s
10. BLT Prime Michael Jordan`s


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Kategorie Restaurants

Chefredakteur Feinschmeckerblog. Viele Jahre als Reporter und Online-Redakteur mit Gastro & Hospitality gearbeitet. Liebt Fine Dining. Gastrotipp: Perú!

2 Kommentare

  1. Und ich dachte schon, wir hätten in NY für Essen viel Geld rausgehauen 😉 Gut, dass wir uns das „Per Se“ gespart und uns für das „WD 50“ entschieden haben – darüber schreiben wir demnächst noch mal. Sehr begeistert hat uns das Wagyu als Bestandteil des Tasting-Menüs im „Nobu“ (kommt demnächst auch noch ausführlicher). In Sachen Steaks waren wir kurz entschlossen im „Michael Jordan’s„:

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