Das Zenzakan macht in Frankfurt Furore. Guter Grund, uns das vor einem knappen Jahr eröffnete Restaurant einmal genauer anzushehen und ein paar Worte mit Besitzer Christian Mook zu wechseln. Hier der Bericht.
Oase der Ruhe in der hektischen Bankenwelt
Frankfurt-City, Bankenbeton allüberall. Nicht weit von der Alten Oper eine der schöneren Ecken: Taunusanlage 15, ein offenes Ensemble aus fesch sanierten historischen Gebäuden, kombiniert mit modernem Stahlbeton. Über den Innnenhof gelangt man in das Zenzakan, das im Untergeschoss seinen Platz gefunden hat. Klingt unattraktiv, aber tatsächlich handelt es sich um ein wirklich außergewöhnliches Restaurant, entstanden „ohne Innenarchitekt“, wie Inhaber Christian Mook betont. „Alles auf dem eigenen Mist gewachsen.“ Fast fünf Millionen wurden in das weitläufige Lokal investiert. „Hier war außer Beton rein gar nichts drin.“ Abgehängte Decken, aufwendige Haustechnik, Küchengeräte vom Feinsten, ein begehbarer Weinschrank in riesiger Dimension, eine lange Bar, Mobiliar vom feinsten. Dunkel ist es im Zenzakan, beinahe intim durch die geschickt gesetzten Lichtpunkte. Buddhastatuen bestimmen den Raum, in riesigen Dimensionen oder in in kleineren, aber dann zu hunderten an den Wänden aufgereiht. Es gibt hohe Tische mit Sitzhockern, es gibt normale Tische mit Stühlen, es gibt Sofaecken, es ist gemütlich, gedämpft, die Musik loungig elektrojazzig – man fühlt sich schnell wohl. Es ist ein ganz eigenes Universum und wenn man eingetreten ist, bleibt der Trubel draußen. Entspann dich…
Tabellenführer der Sushi-Bundesliga
Die Karte ist geprägt durch drei Richtungen – japanisch, thailändisch, Steakhouse. Für diese Angebote hat Mook sich jeweils richtige Profis geholt, ganz eigene Experten auf ihrem Gebiet. Für den japanischen Teil Herrn Ollysan. Der hatte sich 2009 in einer RTL-II-Sendung für ein Restaurant in München qualifiziert, ein Projekt, das leider nicht von Erfolg gekrönt wurde. Mook hatte davon gehört und geich zugegriffen. „Der macht das beste Sushi Deutschlands und spielt in einer ganz anderen Liga,“ ist er überzeugt. ZUdem wird Ollysan von zwei japanischen Beiköchen unterstützt. Tatsächlich, die Kostproben beweisen zweierlei: sehr kreative Ergebnisse und hohe Geschmackssicherheit. Spicy Tuna, Hummertempura, VulkanoRoll, DangerDuckRoll, Süßwasseraal, RindfleischCarpaccioRoll, Crunchy Big Apple Roll – ganz großes Kimo. Teilweise mit frittierten Applikationen, saftig, frische Zutaten – perfekt!
Authentisch, frisch, keine Mogeleien
Für weitere authentische Einflüsse des asiatisch geprägten Programms sorgt eine thailändische Köchin, die unter der Regie von Küchenchef Sebastian Roisch ihr Können zeigt. Beweis: Die Vorspeisenplatte mit diversen kleinen Köstlichkeiten wie Yakitori-Spießen, rauchmarinierten Garnelen, Thunfisch-Tartar oder ein scharfer Thunfisch-Salat. Auch hier wieder höchste Qualität, ästethische Präsentation, ausgewogene Rezepturen. Und natürlich die Zutaten: „Bei uns ist alles frisch, Convenience gibt es bei uns nicht,“ stellt Mook klar. Beispiel ist eine Hummersuppe, die uns als Kostprobe mal zwischendurch im Tässchen serviert wird. „Die ist aus echtem Hummerfond, den wir hier jeden Tag ansetzen. Und nicht aus Hummerpaste, wie ihn die meisten Restaurants auftischen.“ Mogeleien geht Mook gegen die Ehre, von dem Erhalt der feinen Geschmacksnuancen, die die mit Curry und Safran sämig aufbereitete Suppe verströmt, mal ganz zu schweigen.
Fleischqualität wird richtig groß geschrieben
Dazu dann das Steak- und Fleischprogramm, das sich auf hohem Niveau durchzieht. Mook gibt sich nicht mit Kleinkram zufrieden. Beste Ware, selbst Wagyu-Rind kann verzehrt werden, exotische Zubereitungsmethoden zum Beispiel auf einem nachgebauten Robata-Grill (siehe Video) – Mook ist das Beste grade gut genug. Der Anspruch lohnt sich, auch wenn man etwas tiefer in die Geldbörse greifen muss. Ehrlich gesagt: wen interessiert schon billig, wenn es billig schmeckt? Niemanden.
Ideen aus den Metropolen der Welt
Aber wie kommt man auf solche Ideen, woher kommen die Impulse für solch ungewöhnliche Angebote? „Ich reise ständig, um kulinarisch auf dem Laufenden zu bleiben,“ sagt der Frankfurter, der im Service in der Gastronomie begann und jetzt in senen vier Restaurants über 100 Mitarbeiter beschäftigt. Führten ihn seine Exkursionen zunächst in dei USA, hat er jetzt London für sich entdeckt. „Dort gibt es die besten indischen Restaurants Europas,“ begeistert er sich. Und er lässt das Publikum an diesen Reisen teilhaben, stellt er die Erlebnisse doch als kleine, wunderhübsch bebilderte Reportagen ins Web. Hier zum Beispiel über einen London-Aufenthalt.
Ein Weinmeister tobt sich aus
Was serviert man für Weine zu einer solchen Karte? Für eine kompetente Antwort auf diese Frage ist Chefsommelier Andre Grunert zuständig, der für das Mooksche Gastroimperium seine ganze Fachkenntnis zur Reife bringt: „Ich habe bei der Beschaffung völlig freie Hand und kann mir keinen besseren Job vorstellen,“ schäwrmt er vom betriebsklima. Zum Sushis serviert er uns eine österreichische Cuvee aus Welschriesing, Chardonnay und einem Muskat von Martin Passler. Die hat eine fast liebliche Fruchtigkeit und schmiegt sich frisch an die feinen Sushi an. Zum Fleischgang wird ein wuchtiger Spanier kredenzt, ein Sastre vom Duero, fast mineralisch mit sehr ausgeprägter Frucht und im Faß ausgebauter Tiefe. Der kann sich gut gegen die kräftigen Aromen der Steaks, der Ribs, der geschmorten Backe oder auch des Sezchuan-Geschnetzelten durchsetzen. Alles Gerichte im übrigen, die uns überzeugt haben, gab es rein gar nichts zu meckern. Sicher, die Aromen kommen fast brutal rüber, das feine Geschmacksflorett ist nicht die Sache von Herrn Mook. Da wird mit Schärfe und Gewürzen nicht gespart, tut aber dem Vergnügen keinen Abbruch – im Gegenteil.
Dagegen sind die Desserts schon wieder feiner ausgewogen, elegant, kreativ, topp. Highlight ist der warme Schokoladenkuchen, außen Buskuit, innen flüssig. Zergeht auf der Zunge.
Hier noch eine Videoreportage über das Zenzakan
Fazit
Es war wirklich ein toller Abend in einem außergewöhnlichen Restaurant. So gut kann man an kaum einem anderen Ort asiatisch essen oder Steaks verzehren. Mir ist es ein Rätsel, warum die einschlägigen Restaurantführer die Lokale von Herrn Mook hartnäckig ignorieren. Ich vermute: Die Herren und Damen Kritiker dort verharren in einer bestimmtem Weltsicht, was Küche zu sein hat in diesen Tagen. Asiatisch Verfeinertes gehört offensichtlich nicht dazu. Die Zeit für Herr Mook mag noch kommen, die Gäste stimmen auf jeden Fall mit den Füßen ab – auch an diesem Samstag Abend war das Zenzakan wieder gesteckt voll.
Hier alle Restaurants von Christian Mook bei Restaurant-Kritik
The Ivory Club, M-Steakhouse, Surf & Turf und Zenzakan
Danke für zwei Fotos an Gilly von Gilly’s Playground
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