Die deutsche Tourismus- und Gastronomiebranche steht vor einer Herausforderung, die längst nicht mehr ignoriert werden kann: Der massive Mangel an Arbeitskräften. Hotels, Restaurants und touristische Betriebe finden kaum noch genügend qualifizierte Mitarbeiter. Die Lösung scheint auf der Hand zu liegen: gezielte Anwerbung ausländischer Fachkräfte. Doch während der Deutsche Tourismusverband (DTV) genau das fordert, wird die Migrationsdebatte in Deutschland zunehmend von populistischen, fremdenfeindlichen Tönen überlagert.
Hier prallen zwei Realitäten aufeinander: Die Wirtschaft braucht ausländische Arbeitskräfte – und Teile der politischen Landschaft tun alles, um Zuwanderung zu erschweren.
Die Hospitality-Branche ohne Zuwanderung? Undenkbar!
Es ist ein offenes Geheimnis: Ohne ausländische Arbeitnehmer wäre die deutsche Gastronomie und Hotellerie längst kollabiert. Viele der Menschen, die unsere Hotels führen, unser Essen kochen, unsere Bars betreiben und unseren Tourismus am Laufen halten, haben Migrationshintergrund. Das war schon vor Corona so – doch die Pandemie hat den Arbeitskräftemangel weiter verschärft.
Viele Fachkräfte haben die Branche verlassen und sind nicht zurückgekehrt. Der Tourismusverband fordert daher eine „nationale Anwerbeoffensive“ und Erleichterungen beim Fachkräfteeinwanderungsgesetz – eine sinnvolle Maßnahme, die sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich von Vorteil wäre.
Doch statt pragmatischer Lösungen erleben wir eine politische Debatte, die zunehmend von fremdenfeindlichen Parolen geprägt wird.
Zwischen Wirtschaftsinteresse und populistischer Abschottung
Während Unternehmer händeringend nach Personal suchen, überbieten sich rechte Parteien und konservative Stimmen mit Forderungen nach härteren Abschieberegelungen, Migrationsstopps und restriktiveren Einwanderungsgesetzen. Die Widersprüchlichkeit könnte kaum größer sein:
- Einerseits beklagt die Wirtschaft den Mangel an Arbeitskräften – nicht nur in der Hospitality-Branche, sondern auch in der Pflege, im Handwerk und in der Logistik.
- Andererseits wird in der politischen Diskussion oft so getan, als sei Migration eine Bedrohung, die verhindert werden müsse.
Das ist ökonomischer Unsinn und gefährdet nicht nur einzelne Branchen, sondern Deutschlands wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit insgesamt.
Gastfreundlichkeit endet nicht an der eigenen Grenze
Deutschland verkauft sich als Reiseziel für internationale Gäste – aber es soll bitte niemand kommen, um hier zu arbeiten? Dieser Widerspruch ist nicht haltbar. Die Tourismusbranche lebt von Internationalität. Die Küche vieler Restaurants wäre ohne internationale Köche und Servicekräfte nicht mehr dieselbe. Die Hotels könnten ohne Reinigungskräfte, Rezeptionsmitarbeiter und Management-Profis aus dem Ausland nicht mehr funktionieren.
Es braucht ein klares politisches Signal: Deutschland muss ein Land sein, in dem Arbeitsmigration nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich gewünscht ist.
Der DTV hat recht – aber es braucht mehr als Wirtschaftsdenken
Der Deutsche Tourismusverband fordert zu Recht, dass die Politik die Anwerbung ausländischer Fachkräfte erleichtert. Doch dabei darf es nicht nur um die ökonomische Verwertbarkeit von Menschen gehen. Wer nach Deutschland kommt, um hier zu arbeiten, soll nicht nur als Lückenfüller für den Arbeitsmarkt betrachtet werden.
Es braucht:
✅ Erleichterungen beim Fachkräfteeinwanderungsgesetz – weniger Bürokratie, mehr pragmatische Lösungen.
✅ Schnellere Visa-Verfahren – damit motivierte Arbeitskräfte nicht Monate auf ihre Einreise warten müssen.
✅ Bessere gesellschaftliche Integration – Sprachkurse, Aufenthaltsrechte und faire Arbeitsbedingungen.
Denn Arbeitskräfte sind keine Ressourcen – sie sind Menschen, die nach Deutschland kommen, um sich eine Existenz aufzubauen. Sie verdienen mehr als eine auf wirtschaftlichen Nutzen reduzierte Debatte.
Fazit: Ein Land, das arbeiten will, muss Migration wollen
Deutschland kann es sich nicht leisten, gleichzeitig über Arbeitskräftemangel zu klagen und Migration zu erschweren. Die Gastronomie, die Hotellerie und der Tourismus sind ohne Zuwanderung nicht zukunftsfähig.
Es braucht ein Umdenken – weg von der Angst, hin zur Realität: Internationale Fachkräfte sind keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung. Deutschland muss sich entscheiden: Will es ein gastfreundliches, wirtschaftlich erfolgreiches Land sein – oder eines, das sich durch fremdenfeindliche Rhetorik selbst den Weg verbaut?
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