Klimarekord: Weinlese beginnt dieses Jahr so früh wie noch nie

An spontane Wetterkapriolen mag man ja nicht mehr glauben und begründet die Rekordnachricht wohl doch eher mit dem einsetzenden Klimawandel: In diesen Tagen beginnt die Weinlese für den Federweißer, wie das Deutsche Weininstitut meldet, und damit so früh wie noch nie. Im Folgenden eine Pressemitteilung des DWI.

In dieser Woche beginnt deutschlandweit – und damit so früh wie noch nie – die Lese für den Federweißen. Nach der frühesten Rebblüte, die jemals registriert wurde, war dieser zeitige Lesestart vorauszusehen, denn etwa 90 – 100 Tage nach der Blüte sind die ersten Trauben reif. Für den Federweißen werden überwiegend die sehr frühreifen Rebsorten wie beispielsweise Ortega oder Siegerrebe verwendet.

„Mit dem Beginn der Hauptlese für die eigentliche Weinbereitung rechnen wir gegen Ende August bis Anfang September“, erläutert Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI).

Das Geschäft mit dem neuen Wein stellt für viele Weingüter einen wichtigen Wirtschaftszweig dar. Allein in Rheinland-Pfalz werden Jahr für Jahr etwa zwei Millionen Liter Federweißer verkauft. Aufgrund des sehr frühen Lesetermins kann deutscher Federweißer in diesem Jahr hierzulande genauso früh angeboten werden, wie der aus den südeuropäischen Weinregionen.

Federweißer – ein frischer Vorgeschmack auf den Herbst
Auch als Bitzler, Rauscher oder Sauser bekannt ist der Federweiße ein beliebtes Getränk, das alljährlich die erste Herbstbotschaft an die Weinfreunde überbringt. Sein Name ist übrigens auf die Hefen zurückzuführen, die im Glas wie winzige Federchen im Glas tanzen. Sie sind auch für das leichte Prickeln des jungen Weins verantwortlich. „Wenn die biologisch aktiven Hefen während der Gärung den natürlichen Zucker im frisch gepressten Traubensaft in Alkohol verwandeln, entsteht auch Kohlensäure, die langsam entweicht“, erklärt Ernst Büscher. Recht häufig ist er – aus roten Trauben gewonnen – auch als roter Rauscher anzutreffen.

Idealerweise trinkt man den neuen Wein auf dem halben Weg vom Traubensaft zum Wein, wenn sich Süße, Alkohol und Fruchtsäure in guter Balance befinden. Zu diesem Zeitpunkt weist er einen Alkoholgehalt von etwa fünf Volumenprozent auf. Im weiteren Verlauf der Gärung weicht die anfänglich verführerische Süße nach und nach dem Alkohol und verleiht dem Federweißen eine zunehmend herbe Note. Der neue Wein zeigt übrigens schon die ersten Merkmale und Fruchtaromen des neuen Weinjahrgangs.

Der richtige Umgang mit dem Federweißen
Dank der guten Nachfrage ist Federweißer heute auch bundesweit in vielen Supermärkten oder im Weinfachhandel erhältlich. Beim Einkauf ist allerdings Vorsicht geboten: Da die Gärung auch in der Flasche weitergeht, ist diese stets mit einer luftdurchlässigen Kapsel verschlossen, damit die Kohlensäure entweichen kann. Die Flasche muss daher stets aufrecht stehend transportiert werden.

Das Deutsche Weininstitut empfiehlt, zuhause zunächst ein wenig vom Federweißen zu probieren. Ist er geschmacklich genau richtig, dann nichts wie ab in den Kühlschrank damit, denn Kälte stoppt den Gärungsprozess und verlängert so den Genuss. Schmeckt er noch zu süß, sollte man ihn bei Zimmertemperatur aufbewahren. Nach sechs bis acht Stunden sollte man ihn erneut probieren und wenn der optimale Süßegrad erreicht ist, den Federweißen kalt stellen. Dann ist er ein köstlich-herbstliches Rendezvous für Zwiebelkuchen, Esskastanien oder Quiches Lorraines.


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Kategorie Wein

Chefredakteur Feinschmeckerblog. Viele Jahre als Reporter und Online-Redakteur mit Gastro & Hospitality gearbeitet. Liebt Fine Dining. Gastrotipp: Perú!

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