Bericht von einer Gourmetreise: Grand Hotel Beau Rivage (Interlaken/Schweiz)

Vor zwei Wochen hatten wir das Vergnügen zu einem touristisch-kulinarischem Aufenthalt in der Schweiz. Genauer gesagt handelt es sich um das Lindner Grand Hotel Beau Rivage in Interlaken, etwa 50 Kilometer südlich von Bern. Vorteil dabei: Gastronomie-Direktor in dem 5-Sterne-Hotel ist kein Geringerer als Alexander Hänsel, einer der bekanntesten Gastro-Blogger im deutschsprachigen Raum und Gründer von Restaurant-Kritik.de, inzwischen die größte Restaurant-Community im deutschen Web mit täglich fast 25.000 Besuchern. Ein Mann mitVisionen also, die er auf bescheidene Art umsetzt, doch davon später mehr.

Insgesamt können wir sagen, dass der vier Tage dauernde Aufenthalt ein Leib und Seele äußerst erfrischender war. Das Hotel selbst ist ein neoklassizistisches Gebäude, also mindestens über 100 Jahre alt, aber die Mischung aus leicht anpatinierter Pracht und modernem Standard ist perfekt gelungen. Umgebung und Kulisse sind angesichts der drei Viertausender (Eiger, Mönch und Jungfrau) natürlich von majestätischer Ewigkeit. Der Ort ist vom klassischen Alpentourismus geprägt, was mich persönlich eher langweilt, aber wir haben das reichlich genutzt, um auf den wie immer schweizerisch-perfekten Infrastrukturen durch die Berge zu wandern.

Diese teilweise strapaziösen Ausflüge waren geeignet, uns die Wohltaten, die ein Haus dieser Klasse zu bieten hat, auf Herz und Nieren zu prüfen. Es gibt einfach nichts besseres, als die müden Glieder nach einem Tagesausflug in dem modernen, großzügigen Wellnessbereich mit Sauna und Pool einer Erholung zu unterziehen. Das kann man im Lindner-Hotel auf jeden Fall perfekt und es gab nicht ein negatives Detail, dass uns irgendwie aufgefallen wäre.

Überhaupt herrscht in dem ganzen Haus von der Rezeption bis zum Zimmerservice eine herzliche Stimmung – und obendrein sehr diskret. man wird also nicht vom aufgesetzten Lächeln und der übertriebenen Freundlichkeit drangsaliert, sondern fühlt sich einfach nett behandelt. Alles was darüber hinausgeht, erscheint mir persönlich, ich muss das mal hier sagen, eher unangenehm. Ich mag einfach nicht der Grund sein, dass sich gestandene Mitarbeiter unterwürfig zeigen müssen … das ist aber, wie gesagt und hier nochmal betont werden soll, bei Lindner absolut nicht der Fall.

Kommen wir zum Reich von Alexander Hänsel – der Gastronomie. Glücklicherweise hatten wir bei der Buchung gleich das komplette Programm gebucht, also ein Arrangement mit Halbpension gewählt. Daher waren wir jeden Abend im Gourmetrestaurant und haben uns ein 5-Gänge-Menü auf der Zunge zergehen lassen. Das Ambiente dort ist ebenso diskret-prächtig und die Großzügigkeit der Möblierung erlaubt intime Abende. Der Service ist natürlich perfekt und wenn man dreimal hintereinander da ist, lernt man die Servicekräfte logischerweise etwas persönlicher kennen. Die wissen natürlich schon beim ersten Abend wie man heißt und beim zweiten, welches Wasser man favorisiert – prima!

Und was dann auf den Teller kam, war die 15 Punkte im Gault Millau wirklich wert. Angefangen vom Butterkonzept, also die verschieden angerichteten Brotaufstriche, über den Brotwagen mit erstklassigen Varianten, bis hin zum Amuse Bouche war schon der Beginn ein gelungener Auftakt. Als Beispiel für eine Menüfolge, hier mal, wie das am zweiten Abend aussah:

– Melonen-Olivensalat mit Coppa di Parma und Focaccachip
– Cappuccino von Kürbis und Zitronengras
– Blutwurstmaultaschen mit Schnittlauchschaum
– Lachsforellenfilet mit geschmortem Orangenchiccoree
– Joghurtterrine mit Fruchtsalat und Olivenöl

Dazu muss man eigentlich nicht mehr viel sagen, das spricht für sich. Es gab an den drei Tagen nicht eine einzigen Ausfall, im Gegenteil, die Begeisterung wuchs angesichts der kreativen Präsentationen und den optimal portionierten Gängen. Die Produkte waren durchweg von höchster Qualität, die Speisenabfolge hatte optimales Timing und man ging danach einfach nur noch lächelnd in die stilvolle Bar, um bei einem Espresso von der üppigen Auswahl an süßen Leckereien zu naschen, die aus der hauseigenen Patisserie kommen.

Ab und zu gab es auch mal kleine Experimente aus der Molekularküche, die sich ganz gut in das Programm einfügten. Alexander Hänsel, mit dem wir uns auch sehr nett unterhalten haben, drückt dem Gastronomiebereich seinen Stempel auf und modernisiert behutsam zusammen mit dem Küchenchef Martin Liefeith. Das Ganze befindet sich noch im Aufbau und während des Aufenthalts war man schon etwas zappelig, wie die jährlich im Herbst erscheinenden Restaurantführer die Anstrengungen belohnen werden.

Insgesamt also ein absolut empfehlenswerter Aufenthalt, der durch nichts getrübt wurde – außer durch die Machenschaften der SwissTelekom. Denn das Hotel verfügt nicht über ein eigenes WLAN. Als Webworker ist aber das Notebook immer dabei, täglich mal nach dem Rechten zu sehen Pflicht. An diesem Punkt schlägt SwissTelekom zu. Denn man wählt sich über deren Hotspot ein. Kosten: etwa 20 Euro pro Stunde! Da hätte das Haus mE noch Verbesserungsbedarf.

Aber dieser klitzekleine, budgetstrapazierende Wermutstropfen sollte nicht vom Gesamteindruck ablenken: Wir haben uns in diesem Haus sehr wohl gefühlt und einige der Abends gereichten Aromen haben wir noch heute im Geschmacksgedächtnis.

Hier noch ein paar Fotos …
Alpenpanorama Interlaken

Das Alpenpanorama in Interlaken: von links mit Eiger, Mönch und Jungfrau

Beau Rivage Interlaken Lobby

Die Lobby des Hotels Beau Rivage in Interlaken (Schweiz)

Alexander Hänsel

Alexander Hänsel

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Extrem nett und kompetent: Der Chef de Service, Frau Christine Uhlir

Das Restaurant

Alexander Hänsel (links) präsentiert das Gourmetrestaurant

Butterkonzept

Das Butterkonzept

Die Köche

Patisseur Lutz Schöll und Küchenchef Martin Liefeith (v.l.)

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Konzentration beim Gruß aus der Küche. Auf dem Löffel Molekulares…

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So werden Sterne erkocht: Gründliche Menü-Planung an der Küchenwand

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Küche: Die Teller mit den süßen Abschussleckereien sind vorbereitet und nur mit den Sachen belegt, die der unglaublichen Hitze in der Küche ausgesetzt werden können.

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Der fertige Teller.


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