SlowFisch, die Slow-Food-Messe im Norden, findet vom 7. bis 9. November 2008 in der Messe Bremen statt. Zu den Zielen und Erwartungen ein Interview mit dem Slow-Food-Vorsitzenden Otto Geisel.
Herr Geisel, welche Themen bewegen Slow Food zurzeit?
Mich bewegen zwei Schwerpunkte. Das sind zum einen die geschützten Herkunftsbezeichnungen für Lebensmittel in Deutschland. Hier haben wir noch großen Nachholbedarf. Zweitens beschäftigen wir uns intensiv mit der Ernährung an Schulen und Kindergärten. In Bremen gibt es ein vorbildliches Slow-Food-Projekt zur Förderung von Schulgärten. Und in einem Pilotprojekt in Baden-Württemberg, bei dem ich mich persönlich engagiere, bieten wir mit regionalen Produzenten und Anbietern preiswerte, frisch zubereitete Gerichte für Schüler an. Die Kinder essen gemeinsam am Tisch und erhalten ihre eigene, individuelle Portion statt Einheitsbrei.
Wie ist denn die Resonanz von Seiten der Schüler?
Unser Projekt stößt auf eine hohe Akzeptanz. Deshalb wollen wir die Schulspeisung komplett auf regionale Produkte umstellen. Das braucht natürlich engagierte Eltern und viele Unterstützer. Daher ist es für uns wichtig, den Verbrauchern ins Bewusstsein zu bringen, dass Einkaufen auch ein politischer Akt ist – dass sie mit ihrem Einkaufsverhalten zum Beispiel mitbestimmen, ob Tiere artgerecht gehalten werden und ob wir Gemüse einfliegen lassen, statt uns von dem zu ernähren, was die Jahreszeit in der eigenen Region bietet. Die Verbraucher sprechen wir über zahlreiche kleine und große Veranstaltungen an. Der Erfolg zeigt uns, dass diese Themen die Menschen bewegen.
Im November findet erstmals die „SlowFisch“ hier in Deutschland statt. Brauchen wir eine solche Messe?
Ganz bestimmt. Uns geht es darum, vielen nachhaltig produzierenden Unternehmen zu ermöglichen, sich auf einer gemeinsamen Plattform zu präsentieren. Unsere nationale Messe ist der „Markt des guten Geschmacks“ in Stuttgart, der letztes Mal fast 80.000 Besucher angezogen hat, aber die SlowFisch hat ein eigenes Gewicht. Wir folgen damit exakt dem erfolgreichen Doppel-Modell unserer italienische Freunde: Genussmesse „Salone del Gusto“ in Turin und „Slow Fish“ in Genua. Wir sind zwar nicht mediterran orientiert wie die Italiener, aber auch wir haben unsere eigenen in Vergessenheit geratenen Produkte und Traditionen. Die SlowFisch soll deshalb auch insgesamt eine Bühne für heimische Produzenten sein. Sie können Kontakte knüpfen und einem interessierten Publikum ihre regionalen Angebote präsentieren – also Produkte, zu denen viele von uns aufgrund der räumlichen Nähe und ihrer Herkunft eine Bindung haben.
Warum sollte man zur „SlowFisch“ gehen?
So viel kann ich aus den Vorgesprächen verraten: Man wird dort Lebensmittel sehen, von denen man dachte, dass es sie gar nicht mehr gibt. Auch Fische, die viele bisher noch nicht einmal kannten. All das können die Besucher nicht nur anschauen, sondern auch probieren und nach ihrem Geschmack beurteilen. Worauf wir als ideeller Partner von Anfang an Wert gelegt haben: Die SlowFisch präsentiert Produkte, die handwerklich und nicht industriell hergestellt werden. Es sind regionale Produkte, die zu fairen Preisen gehandelt werden. So kann unser Leitmotto „gut – sauber –fair“ hervorragend vermittelt werden.
Sie werden selbst die „SlowFisch“ besuchen. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Ich freue ich mich darauf, viele Dinge zu erfahren und zu entdecken, die auch ich bisher noch nicht kannte. Zum Beispiel bin ich auf das Geschmackserlebnis von Fernsehmoderator Bernd Neuner-Duttenhofer gespannt – die Sardinen-Jahrgangsverkostung. Die Messe ist der Ort, um neue Kontakte zu knüpfen, so auch die Slow-Food-Gemeinschaft weiter zu stärken und die Nord-Süd-Achse auszubauen.
Die SlowFisch findet vom 7. bis 9. November 2008 in den Hallen 3 und 4 der Messe Bremen statt. Regulärer Eintritt 7 Euro, für „Slow Food“-Mitglieder 5 Euro. Besucher der SlowFisch erhalten freien Zutritt zu den zeitgleich stattfindenden Veranstaltungen „ReiseLust“ und „CARAVAN“. Weitere Informationen und das ausführliche Programm gibt es unter www.slowfisch-bremen.de.
Anzeige: