Fotografie von und in Restaurants: Grundsätzliche und spezielle Anmerkungen

Jeden Tag werden zigtausende Foodfotos auf Instram und Facebook veröffentlicht. Darunter findet sich so manche fotografische Perle, aber manchmal eben auch richtige Zumutungen. Da außerdem immer wieder rechtliche Fragestellungen auftauchen, hier einmal ein grundsätzlicher Artikel zum Thema Restaurantfotografie – einer neuen Spezialdisziplin mit besonderen Anforderungen an die Fotografin oder den Fotografen.

Was ist ein Foto?

Ein Foto ist nicht die Wirklichkeit sondern deren Abbild. Das klingt banal, aber so einfach ist der Ausgangspunkt für die theoretischen Grundlagen der Fotografie. Denn die Fotografie muss sich mit vielen technischen Unzulänglichkeiten herumschlagen, die verhindern, dass das Abbild der soeben aufgenommenen Wirklichkeit exakt entspricht. Neben dem Verzicht auf einige der wunderbaren Fähigkeiten des menschlichen Auges (Empfindlichkeit, Schärfe, Farbraum) kommt ein wichtiges Element hinzu: Der begrenzte Ausschnitt. Oft ist der Betrachter frustriert von dem Unterschied zwischen seinem eigenen Raumerlebnis und dem Ergebnis, das ein Foto dieser Situation liefert. Alle Versuche, den Raum oder die Situation in seiner Gesamtheit festzuhalten, scheitern. Der Grad des Scheiterns hängt ab von der Fähigkeit, sich mit den Mitteln der Fotografie auszudrücken. Das Spiel mit Vorder- und Hintergrund, Perspektive, Tiefenschärfe, Lichteffekten usw. schaffen eine eigene Wirklichkeit, deren Dramatik den Eindruck der Raumsituation vermitteln kann, ohne sie detailgetreu und komplett abzubilden. Es gilt daher sich dieser Möglichkeiten bewusst zu werden, um bessere Bilder zu erhalten.

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Blitzverbot!

Es geht in diesem Artikel nicht um komplexe digitale Spiegelreflexkameras, die wohl auch in einem Restaurant eher selten in Aktion gesetzt wird. Hier geht es vielmehr um die sich weiter rasend schnell verbreitenden Kameras in den Smartphones oder Pads. Diese Geräte liefern teilweise ordentliche Aufnahmen. Wobei die Auflösung überhaupt kein Problem darstellt. 8 Megapixel, einen Wert über den neuere Smartphones allesamt verfügen, sind z.B. für eine Verwendung auf einer normalen Webseite bereits überdimensioniert. Viel wichtiger ist bei diesen Kameras die Qualität des Objektives vor allem in puncto Lichtstärke. Denn, wenn es EINEN Schwachpunkt der ansonsten akzeptablen Smartphonekameras gibt: Der Blitz ist immer grausam! Niemals mit Blitz fotografieren! Hartes weißes brutales Licht, Schatten mit Dopplereffekten, derartige Phänomene lassen sich nicht vermeiden und sind einfach nur hässlich. Einen nächtlichen Autounfall dokumentieren, klar, da setzt man den Blitz ein. Die Ästhetik spielt keine Rolle. Aber in einem Restaurant ist Blitzverbot!

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Format: Quer ist besser als hoch

Der Ausschnitt ist das Problem, das Motiv passt nicht rein! Was tun? Querformat wählen und alles ist irgendwie oben und unten abgeschnitten? Oder besser das Hochformat? Um es ganz klar zu sagen: Im Regelfall nimmt man immer das Querformat. Vor allem auf dem Monitor sind die meisten Webseiten auf das breite Format ausgelegt.

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Keine Personen!

Die gesetzlichen Regeln für die Abbildung erkennbarer Personen sind sehr genau formuliert und ausführlich. Für den hier behandelten Fall der Restaurantfotografie gilt: Personen dürfen nur abgebildet werden, wenn sie ausdrücklich zustimmen. Als Zustimmung gilt dabei allerdings auch schon ein absichtliches Posieren für die Aufnahme. Wobei vielen in dem Moment nicht klar ist, dass das Foto umgehend im Internet veröffentlicht wird. Ein kleiner Hinweis wäre also da nur fair. Ansonsten raten wir: Personen weglassen oder so fotografieren, dass sie garantiert nicht erkennbar sind. Die Rückenansicht reicht da übrigens nichts …

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Außenaufnahmen: Erlaubt und informativ

Ein Restaurant darf von Außen fotografiert und das Bild veröffentlicht werden, auch wenn keine ausdrückliche Zustimmung vorliegt. Das ist die sogenannte Panoramaregelung. Einzige Bedingung: Das Foto muss von einem öffentlich zugänglichen Ort aus gemacht werden. Man muss sich also auf einem Bürgersteig oder einer öffentlichen Straße befinden, wenn man das Foto aufnimmt. Eine solche Aufnahme des Restaurants von Außen bietet für den Nutzer einen ziemlich hohen Mehrwert, denn er kann dem viele Informationen entnehmen und Rückschlüsse auf die Qualität des Angebots ziehen (die nicht stimmen müssen, logisch). Vor allem kann man anhand derartiger Bilder das Lokal besser finden, wenn man ortsfremd ist.

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Innenaufnahmen: Nur mit Erlaubnis

Für die Innenräume eines Restaurants hat der betreffende Gastronom das alleinige Hausrecht. Er kann das Fotografieren seiner Räumlichkeiten generell verbieten. Davon abgesehen werden in diesem manchmal weitere kompliziertere Rechtsfragen tangiert, denn wenn Innenarchitekten zwecks Gestaltung des Ambiente engagiert wurden, haben diese oft noch Urheberrechte an ihrem Werk und damit an den Fotos davon.Generelle Empfehlung: wenn man eine Aufnahme der Innenräume eines Restaurants machen will, die ganz eindeutig dazu dient, den Raum an sich zu dokumentieren, sollte man kurz die Erlaubnis des Gastronomen bzw der Servicekraft einholen. „Kann ich von Ihrem wunderbaren Restaurant ein schönes Foto machen, das ich im Internet veröffentlichen möchte?“ Meistens ist das unproblematisch und Sie sind auf der sicheren Seite. Auch hier gilt selbstverständlich: Keine Personen im Lokal aufnehmen ohne deren ausdrückliche Einwilligung.

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Foodporn: Der fotografierte Teller

Es ist, neben Katzen und Sonnenuntergängen, vermutlich das beliebteste Fotomotiv des Internets in diesen Zeiten: Der Teller, der dampfend vor einem steht, so wie er vom Service soeben an den Tisch gebracht wurde. Fakt ist: Niemand kann einem verbieten, servierte Gerichte zu fotografieren und die Bilder im Web zu veröffentlichen. Es gibt auf gastronomische Leistungen kein Urheberrecht. Grund: Es handelt sich nicht um ein „Werk“ im Sinne des Gesetzes. Daher gilt: Die Grenzen werden in diesem Fall nur durch ästhetische Maßstäbe gesetzt. Und das ist nicht ohne. Foodfotografie gilt nicht umsonst als hohe Kunst von Spezialisten. Die feuchten Oberflächen glänzen gerne falsch, die Kontraste sumpfen ab. Daher sind die Ergebnisse mit einer normalen Kamera manchmal einfach unbefriedigend. Ratschlag: Darauf verzichten so etwas zu veröffentlichen. Wer will schon Bildmatsch sehen? Also: Wenn das Licht reicht, die Smartphonekamera einigermaßen farbecht agieren kann und alles soweit stimmig ist, dann kann man ruhigen Gewissens seinen Teller fotografieren und den Nutzern damit wertvolle Hinweise auf die Qualität der Speisen liefern …

Was gar nicht geht: Verwackelt, unscharf, unterbelichtet

Manchmal ist die Situation etwas hektisch. Es ist laut, es ist Betrieb, man will nicht auffallen. Dann verwackelt schon mal ein Bild bei schlechten Lichtverhältnissen. Oder es wurde unscharf, weil der Autofokus sich nicht abschließend scharf stellen konnte. Oder es steht einfach zu wenig Licht zur Verfügung. Unser Rat: Verzichtet auf solche Aufnahmen. Abgesehen davon, dass sie einfach hässlich sind, bieten sie auch keinen Infowert für den Betrachter. Sie stören einfach nur.

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Nur eigene Fotos!

Achtung: Fremde Fotos nicht einfach anderswo hochladen. Das gilt für Fotos von Privatleuten auf anderen Plattformen ebenso wie für Fotos, die von Restaurants auf ihren Webseiten präsentiert werden. Derartige Fotos zu sammeln, ist jetzt vielleicht nicht unbedingt eine verdammenswerte Motivation, aber es ist schlicht gesetzlich nicht statthaft. Bitte nur eigene Fotos veröffentlichen!


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Kategorie Food

Chefredakteur Feinschmeckerblog. Viele Jahre als Reporter und Online-Redakteur mit Gastro & Hospitality gearbeitet. Liebt Fine Dining. Gastrotipp: Perú!

2 Kommentare

  1. Ich hätte da eine Frage: Wie ist das mit Informationen über das Lokal? Darf ich Adresse, Öffnungszeiten, Preise oder dergleichen auf meiner eigenen Website veröffentlichen?

  2. Ich bin sehr dankbar, dass du einen kompletten Beitrag Fotos im Restaurant widmest. In der heutigen Zeit mit Instagram merke ich immer wieder wie relevant das für meinen Freund ist. Wie du schreibst benutzt auch er keine komplexe digitale Spiegelreflexkamera, sondern eher sein iPhone.

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