Vegane Kinderernährung – ein Praxistest

Vegan kochen mit Kindern: Grünkern-Joppy-Burger mit Kartoffelwedges und KetchupVeganes Rezept aus dem Kochbuch Zwei und Zwanzig: Grünkern-Joppy-Burger mit Kartoffelwedges und Ketchup

Spätestens mit einer Schwangerschaft und der Geburt eines Kindes rückt das Thema gesunde Ernährung stark in den Vordergrund. Ausgewogen, nährstoffreich und vielfältig sollte sie sein – die richtige Kinderernährung. Geht das auch mit einer tierfreien, veganen Ernährungsweise? Ein Selbstversuch: vegan Kochen für und mit Kindern.

Hilfe im Nährstoffdschungel – wie ernähre ich mein Kind richtig?

Eine ausgewogene, nährstoffreiche und vor allem gesunde Ernährung ist besonders in den ersten Lebensjahren eines Babys und eines Kleinkindes essentiell für die Entwicklung. Während man bei den eigenen Essgewohnheiten bislang vielleicht wenig hinterfragt hat, steht man spätestens mit einem positiven Schwangerschaftstest vor einem großen Rätsel: Was soll bzw. darf man denn noch essen und was nicht? Die Geburt des Kindes macht es dann nicht wirklich einfacher. Spätestens mit der Einführung der Beikost versinkt man in einem großen Dschungel voller „Do’s and Dont’s“ bei der Kinderernährung. Fleisch, Fisch und Kuhmilch stehen laut des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sowie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schon recht früh auf dem täglichen Speiseplan von Babys und Kleinkindern. Wichtige darin enthaltene Nährstoffe, die essentiell für das Wachstum und eine gesunde Entwicklung sind, und die angebliche Vorbeugung von Allergien, sind die Treiber. Aber was, wenn sich Mama und Papa vegan ernähren? 

Vegan mit Kindern – gesund oder fahrlässig?

Aufgrund der fehlenden Nährstoffe durch tierische Produkte wird in den ersten Lebensjahren von einer veganen Babyernährung und einer veganen Kinderernährung abgeraten. Es gibt sogar Diskussionen darüber, ob eine vegane Ernährung bei Kindern strafbar sein sollte und gar zum Tod führen kann. Die Meinungen darüber gehen stark auseinander und Forschungsergebnisse aus Langzeitstudien liegen noch kaum vor. Wer sein Kind trotzdem tierfrei ernähren möchte, sollte sich daher intensiv mit dem Thema beschäftigen und unbedingt einen Arzt und/oder Ernährungsberater zu Rate ziehen. Wichtig beim Thema vegane Kinderernährung ist – genauso wie bei der nicht-veganen oder vegetarischen Kinderernährung –, dass die Schützlinge mit allen nötigen Nährstoffen versorgt und durch ein vielfältiges Ernährungsangebot an eine gesunde Ernährung sensibilisiert und herangezogen werden. Vegan bedeutet nicht automatisch kinderfreundlich, genauso wenig wie vegan automatisch schädlich für (Klein-)Kinder sein muss. Ausschlaggebend sind so oder so die Inhaltsstoffe der Zutaten und die korrekte Zubereitung von Baby- und Kindernahrung.

Kochen mit Kindern – früh übt sich

Kleinkinder schon früh mit in den Kochprozess und die Zubereitung von Mahlzeiten einzubeziehen legt den Grundstein für einen offenen Umgang mit unterschiedlichen Ernährungsweisen und das Interesse für eine gesunde Ernährung. Deshalb wird das Kochen mit Kindern auf jeden Fall empfohlen – egal ob mit Fleisch, vegetarisch oder vegan. Kindern dabei kleine Aufgaben zu geben, bei denen sie die kochenden Eltern unterstützen können, macht Spaß und schärft das Bewusstsein für unterschiedliche Lebensmittel. Kindergeschirr, Holzmesser und Brettchen sowie ein (einfach selbst zu bauender) Lernturm für Kleinkinder sind dabei praktische Helfer. 

Veganes Kochen mit Kindern
Spielerisch Kochen mit Kindern

Veganes Kinderkochbuch 

Das Angebot an speziellen veganen Kinderkochbüchern ist mittlerweile recht groß. Das vegane Kochbuch Zwei und Zwanzig des gleichnamigen Restaurants aus Hessen ist kein explizites Kinderkochbuch, sondern zählt sich eher zur extravaganten Feinschmecker-Küche. Die Ausrichtung der Rezepte für außergewöhnliche vegane Gerichte ist nach Monaten eingeteilt und damit saisonal und regional orientiert. Während exquisite vegane Rezepte dominieren, finden sich im Zwei und Zwanzig auch einige kinderfreundliche Rezeptideen für eine vegane Kinderernährung. Pasta mit veganen Hackbällchen, veganes Schnitzel oder Burger mit Kartoffelwedges lassen fast alle Kinderherzen höherschlagen. Aber Achtung: im ein oder anderen Gericht finden sich durchaus kinderunfreundliche Zutaten, also unbedingt genau drauf achten.

Salz, Salz, Baby! 

Insgesamt fällt auf, dass im Kochbuch Zwei und Zwanzig bei vielen Rezepten recht viel Salz verwendet wird, das nicht nur die empfohlene Verzehrmenge von 5 Gramm pro Tag bei einem Erwachsenen ausschöpft (siehe dazu die Empfehlungen der WHO), sondern auch und vor allem die vertretbare Salzzufuhr bei Kindern überschreitet. Wie viel Salz dürfen Kinder pro Tag zu sich nehmen? Hier empfiehlt die WHO bei Kindern zwischen 18 Monaten und drei Jahren maximal 2 Gramm Salz pro Tag. Deshalb sollte man unbedingt auf die Inhaltsstoffe und ihre Verträglichkeit für Kinder zu achten. Die Rezepte lassen sich aber prinzipiell sehr gut auch mit etwas weniger Salz nachkochen.

Fastfood als Slowfood – vegane Burger (nicht nur) für Kinder

Selbstgebackene Burger-Buns, ein gesundes Grünkern-Patty, Kartoffelwedges statt Pommes und eine Joppysauce zum Fingerlecken – mit diesem veganen Burger-Menü kann jedes Happy Meal einpacken, vor allem, wenn das Brötchen und/oder das Patty selbst von den Kids geformt wird und bei der Herstellung von Ketchup und Mayo guten Gewissens auch mal genascht werden darf.

Veganes Rezept aus dem Kochbuch Zwei und Zwanzig: Grünkern-Joppy-Burger mit Kartoffelwedges und Ketchup
Kochen mit Kindern – Teig für Vegane Burger Brötchen

Vegane (Burger-) Brötchen

Aus Margarine, Hefe, Sojadrink, Dinkelmehl, Salz und Zucker einen einheitlichen Teig kneten und diesen dann mindestens eine Stunde ziehen lassen. Später werden die Brötchen mit Sesam bestreut und dann im Backofen knusprig frisch gebacken. 

Veganes Rezept aus dem Kochbuch Zwei und Zwanzig: Grünkern-Joppy-Burger mit Kartoffelwedges und Ketchup
Die veganen Burger Brötchen sind fertig und können in den Ofen

Burgerpattys ohne Fleisch

Die Basis des Burgers bildet Grünkernschrot als Fleischersatz. Grünkern ist vorzeitig, noch nicht ganz reifes Dinkelkorn und sehr reich an Proteinen und Ballaststoffen. Für die Pattys das Grünkernschrot in Wasser kochen und aufquellen lassen und mit kleinen Zwiebelwürfeln vermengen. Dann die Masse zu gleichgroßen Pattys formen und kurz vor Verzehr mit Öl heiß in der Pfanne anbraten. 

Kartoffelwedges – weniger ist mehr

Geschnittene Kartoffeln mit Salz, Paprika und Öl vermischen und auf einem Backblech im Ofen ausbacken. 

Ketchup selbstgemacht

Zwiebel und Basilikum mit Zucker und Salz in einem Topf anbraten, bis die Zwiebeln karamellisiert sind. Mit passierten Tomaten auffüllen und etwas köcheln lassen. Fertig! Hier lässt sich im Übrigen nicht nur Salz einsparen, sondern auch Zucker. Gerade Kinder, die grundsätzlich sehr salz- und zuckerarm essen, profitieren von dieser gesünderen Ketchup-Variante. 

Joppysauce 

Die berühmte gelbe niederländische Joppie Sauce ist eine besondere Variante von Mayonnaise. Für die vegane Variante werden Zwiebeln, Rapsöl, Apfelessig, Currypulver und Salz zu einer glatten Creme gemixt und im Anschluss mit Gewürzgurken Stückchen angereichert. 

Zum Abschluss Burger nach Belieben „garnieren“ und genießen.

Und wer seinen Teller leer isst … der Nachtisch

Zum Nachtisch oder als Nachmittagssnack landet man mit Muffins bei Kindern fast immer einen Volltreffer. Die Blueberry Cupcakes aus dem veganen Kochbuch Zwei und Zwanzig enthalten zwar auch Zucker, (den man übrigens von der Menge her minimieren kann, ohne am Geschmack einzubüßen), sind ansonsten aber recht gesund und vor allem super einfach und schnell zubereitet. Als Frosting verwendet man vegane Reissahne, die mit 12 Gramm Fett weniger hat als klassische Sahne und mit ihrem süßlichen Geschmack eine hervorragende Alternative bietet. 

Veganer Nachtisch aus dem Kochbuch Zwei und Zwanzig: Blueberry Cupcakes
Leckerer Nachtisch: Blueberry Cupcakes aus dem veganen Kochbuch Zwei und Zwanzig

Fazit: Vegan kochen für und mit Kindern

Kochen mit Kindern ist – egal ob mit Fleisch, vegetarisch oder vegan – ein echtes Abenteuer. Chaos in der Küche ist vorprogrammiert und wer es sich leisten kann, bucht im Anschluss am besten direkt eine Putzkolonne. Kochen mit Kindern macht aber auch unsagbar viel Spaß und legt schon bei den Kleinsten den Grundstein für einen bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln und eine gesunde Ernährung. Dazu zählt auch und vor allem das Bewusstsein für die Vielfältigkeit unserer Nahrungsmittel und die Offenheit für außergewöhnliche Ernährungsweisen und gesunde Zutaten. Wer genau auf die Inhaltsstoffe achtet und seiner Kreativität freien Lauf lässt, landet mit der veganen Küche zwischendurch echte Volltreffer auf Kindertellern. Das Kochbuch Zwei und Zwanzig liefert hierfür allerhand Inspirationen. Ausprobieren lohnt auf jeden Fall! 


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